Dysplasiesprechstunde

Die Dysplasiesprechstunde ist eine Spezialsprechstunde für Frauen mit Haut- und Schleimhautveränderungen des äußeren und inneren Genitale, insbesondere zur Abklärung unklarer Befunde an Gebärmutterhals, Scheide und Schamlippen (Vulva). Ferner können im Rahmen dieser Sprechstunde chronische Infektionen und Hautveränderungen im Bereich des Genitale abgeklärt werden.

Nach Überweisung durch Ihren Gynäkologen/Ihrer Gynäkologin, beispielsweise nach auffälligen Abstrichen bei den Krebsvorsorgeuntersuchungen, können Sie einen ambulanten Untersuchungstermin bei uns vereinbaren.

Dysplasien („Krebsvorstufen“) im medizinischen Sprachgebrauch sind Zellveränderungen die nicht bösartig sind, aber Vorstufen für eine bösartige Erkrankung darstellen können. Solange sie die Grenzen zum gesunden Gewebe nicht durchwachsen, liegt kein Krebs vor.
Dysplasien verursachen keine Beschwerden und werden daher von der Patientin in der Regel nicht selbst bemerkt. Je nach Schweregrad der Veränderung können diese jedoch bei fehlender Behandlung zu einem bösartigen Tumor werden. Man unterscheidet allgemein drei Schweregrade, die vom Pathologen anhand einer Gewebeprobe eingeteilt werden.
Nicht jede Dysplasie wird zu einer bösartigen Erkrankung. Vor allem leichtgradige Veränderungen bilden sich zu einem hohen Prozentsatz spontan zurück, weniger häufig mittelgradige. Hochgradige Vorstufen werden in der Regel entfernt.
Die medizinische Nomenklatur unterscheidet je nach Lokalisation :
Gebärmutterhals: CIN : Cervikale Intraepitheliale Neoplasie
Vulva: VIN : Vulväre Intraepitheliale Neoplasie
Scheide: VaIN : Vaginale Intraepitheliale Neoplasie

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Zellveränderungen am Genitale sind noch nicht abschließend erforscht. Seit ca. 20 Jahren weiß man, daß eine Infektion mit Viren, sogenannten Humanen Papilloma Viren (HPV) eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Zellveränderungen am Muttermund spielt. Weitere Faktoren, wie Infektionen und Schwäche der Immunabwehr können Zellveränderungen begünstigen. Hormone wie, z.B. die „Pille“, verursachen keine Krebsvorstufen am Genitale.

Seit Anfang der 80er Jahre ist bekannt, dass eine Infektion mit HPV ein wichtiger Faktor für das Entstehen von Zellveränderungen am Muttermund und das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs ist.
Die HPV-Infektion ist eine sehr häufige, sexuell übertragene Infektion. Die Durchseuchung mit dem Virus ist sehr hoch, vor allem bei jungen Frauen. Hier sind nach neueren Daten bei circa 30 % der Frauen diese Viren nachweisbar. Man schätzt, dass etwa 80 % der Frauen irgendwann in ihrem Leben eine HPV Infektion erleben. Die Mehrzahl der Infektionen ist meist vorübergehend und asymptomatisch. Viele dieser Viren sind harmlos (sog. „Low Risk HPV), andere (sog. „High Risk HPV“) können aber zu Zellveränderungen am Muttermund führen.
In der überwiegenden Zahl der Fälle (bis zu 80%) gelingt es dem körpereigenen Immunsystem, das Virus zu eliminieren. Allerdings entwickeln ca. 10 – 20 % der Frauen mit einer „High Risk“ Infektion und Persistenz des Virus über 2-3 Jahre eine Krebsvorstufe (CIN). Auch diese Vorstufen bilden sich oftmals spontan zurück. In 1 – 2 % der Fälle muß bei langjähriger Persistenz von „High-Risk“ Viren mit der Entstehung eines Gebärmutterhalskrebses gerechnet werden. Hier lässt sich dann in nahezu 100 % das Virus nachweisen.
HPV führt also nur in den wenigsten Fällen zu einer Krebsentstehung, ist aber Voraussetzung, dass Gebärmutterhalskrebs überhaupt entstehen kann.
Der Nachweis von HPV ist daher für sich alleine kein Anlass zur Besorgnis. Er kann jedoch wichtig sein zu Beurteilung und Verlaufsbeobachtung bestimmter Befunde aus der Krebsfrüherkennung.

Entscheidend für die Früherkennung auffälliger Befunde am Genitale ist die jährliche Vorsorgeuntersuchung bei Ihrem Frauenarzt/Ihrer Frauenärztin. Sollten hier weiter abklärungswürdige Befunde auftreten, wird diese/r sie zu uns überweisen. Hierzu sollten Sie die entsprechenden Vorbefunde (z.B. PAP-Abstrichergebnisse) mitbringen.
Nachdem Sie gezielt aufgeklärt wurden, erfolgt die Untersuchung. Hierbei wird auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl zunächst das äußere Genitale auf Veränderungen hin untersucht, z.B. Feigwarzen, Dysplasien der Vulva. Nach Einführen der Spekula wird die Scheidenschleimhaut und insbesondere der Muttermund inspiziert.
Manche Veränderungen sind hierbei schon mit bloßem Auge erkennbar.
Um auch leichte Zellveränderungen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind, sichtbar zu machen, erfolgt danach eine Untersuchung mit dem sogenannten Kolposkop.
Mit diesem speziellen Mikroskop können Haut-/Schleimhautveränderungen unter starker Vergrößerung sichtbar gemacht werden.
Zur besseren Differenzierung zwischen normaler und veränderter Schleimhaut wird verdünnte Essigsäurelösung aufgetragen, ferner auch Jodlösung. So können krankhaft veränderte Areale von gesunden Schleimhautbereichen abgegrenzt werden. Ferner können bei der Untersuchung Zellabstriche gewonnen (Pap), bei Bedarf der HPV-Status ermittelt und weitere mikrobiologische Abstriche auf Bakterien und Pilze gewonnen werden. Bei suspekten Arealen kann, unter lokaler Betäubung, auch eine Probe zur feingeweblichen Untersuchung entnommen werden.